«Moin Europa»

Die Europawoche 2023 an der Europa-Universität Flensburg
Lesezeit: 7 min

Mitte Mai 2023 fand an der Europa-Universität Flensburg (EUF) bereits zum 8. Mal eine Europawoche statt. Ziel der Veranstaltung war es erneut, die Internationalisierung der Lehre und Forschung an der EUF sichtbar zu machen und weiter auszubauen, Studierende, Lehrende und Forschende für einen Auslandsaufenthalt zu begeistern, europäische Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten, der Hochschulöffentlichkeit Europa näherzubringen und die Diversität an der EUF zu würdigen.

Porträtaufnahme von Professor Dr. Werner Reinhart, Präsident der Europa-Universität Flensburg
© C. Kloodt/Europa-Universität Flensburg
Demokratie ist kein Selbstläufer. Von jeder neuen Generation muss sie verstanden, verteidigt und weiterentwickelt werden. Wir sehen gerade, wie sehr Demokratie und Rechtstaatlichkeit auch in Europa unter Druck geraten können. Als Universität ist es uns ein Herzensanliegen, eine Generation auszubilden, die Europa versteht und die europäische Werte wie Rechtstaatlichkeit, Demokratie, Toleranz und Solidarität und die Vielfalt seiner Kulturen verteidigt. Und genau deshalb haben wir uns für das interdisziplinäre Austausch- und Begegnungsformat der Europawoche entschieden.
Professor Dr. Werner Reinhart, Präsident der Europa-Universität Flensburg

Ein kurzer Blick zurück

Die ersten Überlegungen für eine hochschulweite Veranstaltung zum Thema «Europa» rund um den Europatag am 9. Mai habe es 2014 gegeben, jenem Jahr also, als aus der Universität Flensburg die Europa-Universität Flensburg geworden ist, erinnert sich Ulrike Bischoff-Parker, damals wie heute Leiterin des International Offices und Erasmus+ Institutional Coordinator. Konkret sei es dann 2017 geworden mit Planungen für einen «Europatag», der dank der damaligen finanziellen Unterstützung der NA DAAD aus den Mitteln zur Förderung von Aktivitäten von Hochschulen anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Erasmus-Programms schnell zu einer ganzen Europawoche wurde – unter anderem mit Erasmus-Infotag, Europaforum, einem Workshop mit ausgewählten Erasmus-Partnern sowie verschiedenen Vor- und Beiträgen zur Europathematik. So, resümiert Bischoff-Parker, habe eine kleine Erfolgsgeschichte ihren Anfang genommen.

Plakat zur Europawoche 2023 mit Logo der Europa-Universität Flensburg. Es zeigt gelbe Schrift auf dunkelblauem Hintergrund mit folgenden Informationen im Text: Moin Europa - die Europawoche an der EUF. 9.-12. Mai 2023, Vorträge, Diskussionen, Ausstellungen, Installationen und Simulationsspiele. QR-Code zum gesamten Programm

Europawoche der EUF

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Organisatorisches und Inhaltliches

Auf Initiative der Hochschulleitung fand zwischen 9. und 12. Mai 2023 unter dem Motto «Herausforderungen junger Menschen in Europa»/«Challenges of young people in Europe» die mittlerweile 8. Europawoche statt. Die jedes Jahr von einer anderen zentralen Stelle der Internationalisierung an der EUF – dem Sprachenzentrum, dem International Center, der Koordination der internationalen Studiengänge – wahrgenommene zentrale Koordination lag dieses Mal beim International Center. Ab 2024 wird sie dauerhaft bei der Referentin für Europa und Internationales, Dr. Isabella Tegethoff, verortet sein. «Durch diesen Schritt stellen wir eine Kontinuität und Effizienz in der Planung und Organisation sicher», erläutert Tegethoff, «da das Wissen rund ums Eventmanagement bei einer Person sein wird und Hochschulangehörige eine klare Ansprechpartnerin haben werden. Damit können wir den Erfolg der Europawoche weiter verfestigen.»

Nichts ändern wird sich hingegen daran, dass Forschende, Lehrende und Studierende weiterhin eigenständig Beiträge rund um das jeweilige, einen Aspekt der Europäisierung hervorhebende Europawoche-Motto organisieren, gleichzeitig aber ebenso andere aus ihrer Sicht relevante – über die Grenzen Europas hinausgehende internationale – Themen aufgreifen können. Diese Offenheit habe sich über die Jahre bewährt, betont Tegethoff, und sei ein Garant für ein wechselvolles Programm. «So haben alle die Möglichkeit, beizusteuern und sichtbar zu machen, an welchen tollen internationalen Fragestellungen und Projekten sie gerade arbeiten.»

Ein abwechslungsreiches Angebot

Entsprechend vielgestaltig war an den 4 Tagen das Programm, das aus Vorträgen und Diskussionen sowie Infoständen, Präsentationen, Projekten und Ausstellungen bestand, mit denen den Angehörigen der Universität (vor allem) Europa und ausgewählte Fragen der Europäisierung reflektiert nähergebracht wurden. Ein gutes Beispiel war die vom Präsidium gleich zu Beginn unter dem Titel «Political Polarization, the future of education and young scholars in Europe» organisierte Podiumsdiskussion. Eingeladen dazu waren als Gäste – erstmals ausschließlich – (inter-)nationale Studierende und Promovierende der EUF, die ihre persönlichen Erfahrungen, Perspektiven und Einsichten vorbrachten.

Indessen bot die Europawoche gleichfalls Raum für künstlerische Darbietungen. 4 Absolventinnen und Studierende der Europa-Universität präsentierten an mehreren Tagen Fotografien beziehungsweise Videos, die sie während ihres Bachelor of Arts «European Cultures and Societies» erstellt hatten, darunter Matic Germovšek Žnidaršič, der für sein Fotoprojekt 2021 mit einen Preis der EUF für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender ausgezeichnet worden war. Zu sehen war außerdem eine Ausstellung des Studierenden-Fotowettbewerbs «EU in meinem Leben» von Studentinnen und Studenten des Master of Arts «European Studies». 

Schließlich – als Beispiel eines nicht ausschließlich europabezogenen Themas – fand im Rahmen der Europawoche eine Modul United Nations Simulation (MUN) statt. Gegenstand der allein von Studierenden in Eigeninitiative organisierten, über 4 Tage laufenden MUN waren die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals), die von den Vereinten Nationen 2015 verabschiedet worden waren.

Zu sehen sind blaue Stellwände mit Informationen zu verschiedenen Ländern in einem Gebäude der Uni. Davor sitzen Studierende, die Fragen zu beantworten scheinen von anderen Studierenden, die das Angebot "International Village" wahrnehmen.
© S. Mosmann/Europa-Universität Flensburg

Im International Village präsentierten Studierende und ehemalige Outgoings der EUF anlässlich der Europawoche 2023 verschiedene Länder, zum Beispiel Chile, Finnland, die Republik Irland, Ghana, Usbekistan, Jemen, die USA, Frankreich, die Russische Föderation, den Iran, Palästina, Polen, Portugal, Ungarn, Italien, Spanien, die Volksrepublik China und die Ukraine

Informationen zu Auslandsaufenthalten

Einen zentralen Bestandteil des Programms bildeten verschiedene Veranstaltungen zu Möglichkeiten von Auslandsaufenthalten, nicht zuletzt mit Erasmus+, «‹dem› zentralen Programm an der Europa-Universität Flensburg, mit dem Mobilitäten unterstützt werden und anhand dessen Partnerschaften etabliert und gelebt werden können», wie Ulrike Bischoff-Parker betont. Gestaltet wurden diesen vom International Center wie von Studierenden beziehungsweise Studierendenorganisationen wie der Flensburger Lokalen Erasmus+ Initiative (LEI) Erasmus Adventure.

So gab es unter anderem ein International Village, in dem internationale Studierende und ehemalige Outgoings, die unter anderem Erasmus+ nutzten beziehungsweise genutzt hatten, Interesse an Kulturen der Zielländer und möglichen Auslandsaufenthalten weckten sowie direkt – von Peer zu Peer – Fragen zum Bildungsprogramm klären konnten; Vertreterinnen und Vertreter der LEI berieten an einem Infostand und in einem Vortrag zu Erasmus+ und wie man sich auch auf dem Campus mit dem Programm einbringen kann (internationalisation at home); das Outgoing-Team der EUF seinerseits informierte über die Austauschmöglichkeiten an der Hochschule; und auf einer Veranstaltung sprachen ehemalige Outgoing-Studierende, darunter Erasmus-Alumnae und -Alumni, über ihre Erfahrungen.

Luftbildperspektive auf den Campus der Europa-Uni Flensburg mit Parkplätzen, Gebäuden und weitläufigen Grünflächen
© C. Berger/Europa-Universität Flensburg

An der Europa-Universität Flensburg waren im Wintersemester 2022/2023 rund 6.200 Studierende eingeschrieben. Der Anteil ausländischer Studierender lag bei 7 Prozent, mehr als 70 Prozent aller Studierenden sind weiblich.

Ein positives Fazit bei bleibenden Herausforderungen

Die Resonanz auf diese Angebote war positiv, die Europawoche aus der Sicht der Organisationsverantwortlichen insgesamt – neuerlich – ein Erfolg. Einen wesentlichen Grund sehen Bischoff-Parker und Tegethoff im Commitment der Hochschulleitung, denn dadurch sei allen Akteurinnen und Akteuren das Gewicht der Veranstaltung und deren Bedeutung für die Universität deutlich. Ein weiterer sei die thematische Flexibilität, also die Möglichkeit, jenseits des jährlichen Mottos etwas anzubieten; so steige die Motivation, sich einzubringen. Und dann sei da noch die überschaubare Größe der EUF – 2022 waren es um die 6.250 Studierenden und etwa 780 Mitarbeitende in Lehre und Verwaltung –, die viele gute, persönliche Kontakte zwischen Beitragenden und der Administration erlaube, was der Umsetzung der Europawoche zugutekomme.

Und was hätte anders sein dürfen? Gewünscht hätten sich die Verantwortlichen noch mehr Präsenz und eine noch stärkere Teilnahme der Studierenden. Die Überschneidungen mit Kursen und die generelle Arbeitsbelastung stehen dem allerdings entgegen. Hinzu komme, wie Isabella Tegethoff hervorhebt, dass es nach der Coronapandemie generell schwerer sei als zuvor, die Studierendenschaften auf den Campus zu bringen und so auch mit der Europawoche zu erreichen. Tegethoff und ihren Kolleginnen und Kollegen vom Referat für Europa und Internationales hoffen, über verstärkte Werbemaßnahmen in den sozialen Medien daran etwas zu ändern. Geplant ist außerdem, mit den Vorbereitungen früher zu beginnen, um mehr Menschen zu beteiligen und Rückmeldungen fristgerecht zu erhalten. «Das Format der Europawoche ist dynamisch und entwickelt sich immer weiter. Wir lernen mit jedem Jahr und sind offen für Neues gemäß unserem Leitbild, eine lebendige und lernende Universität in kontinuierlicher Entwicklung zu sein», stellt Tegethoff dazu fest.

© C. Kloodt/Europa-Universität Flensburg
Unsere jährlich ausgerichtete Europawoche ist das zentrale Hochschulevent, an dem der europäische Geist an der Europa-Universität Flensburg gelebt und unsere grenzüberschreitende Forschung und Lehre für Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Vielfalt in all ihren Facette sichtbar wird. In jedem Jahr steht die Europawoche unter einem besonderen thematischen Schwerpunkt, der verschiedene Aspekte der Europäisierung beleuchtet und den Hochschulangehörigen näherbringt. Durch die Einbeziehung aller Ebenen der Hochschule wird dabei dem vielfältigen Engagement unserer Studierenden, Lehrenden und Forschenden Raum gegeben und das Thema ‹Europa› für alle greifbar und erfahrbar.
Professor Dr. Ulrich Glassmann, Vizepräsident für Europa und Internationales der Europa-Universität Flensburg

Der Blick nach vorn

Vom grundsätzlichen Sinn und Zweck der Europawoche zeigt sich Tegethoff nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen 2023 überzeugt. «Die Veranstaltung», konstatiert sie stellvertretend, «fördert die Internationalisierung der Universität; sie hilft den Studierenden und dem Personal, Europa zu erleben; und sie trägt dazu bei, den Weg für eine europäische Identität zu ebnen. Und langfristig führt sie hoffentlich zu mehr Bewerbungen für einen Erasmus+ Aufenthalt.»  mk

Kontakt:
Dr. Isabella Tegethoff
Referentin für Europa und Internationales der Europa-Universität Flensburg
Kontakt:
Susanne Reich
EU05 – Kommunikation und studentisches Engagement für Europa
Marcus Klein